Der Duft von blauem 2-Takt-Parfum, das sanfte Hämmern von gigantischen 50ccm Hubraum. Nur noch kurze Zeit, bis zum Start des heurigen Ötztaler Mopedmarathon 2018. Es geht los. Die letzten Hinweise und Tipps zum Rennen, taufrisch:
Mentale Vorbereitung
Ab Freitag seid ihr Rennfahrer, keine Alltagshelden. Ihr seid Helden der Motorsportszene uns müsst Euch auch entsprechend verhalten:
- Habt immer einen Stift für Autogramme dabei, ihr könnt z.B an der Supermarktkassa üben und unschuldigen Passanten ihre Kassabons signieren.
- Der Blick sollte sich zwischen arrogantem Siegerlächeln und „in-meinen-Venen-fließ-Öl“ einpendeln.
- Eurer Familie gegenüber müsst ihr um Verständnis bitten: Es gibt nur sehr wenige Helden, die die Welt verändern können. Ihr gehört dazu! Ihr habt eine Mission. Ihr macht das nicht gerne, aber ihr müsst das einfach tun.
Körperliche Fitness
Am Rennwochenende werde ihr nur mit der Hilfe von lächerlich wenig Pferdestärken 4 Klimazonen, 2 Länder, 4 Alpenpässe mit insgesamt 5500 Höhenmeter und 238 Kilometer überwinden. Das fordert! Ihr müsst Topfit sein, dass heißt:
- Ab frühestens Donnerstag wesentlich mehr Chips zum TV-Abend um Kräfte aufzubauen.
- Wesentlich gesündere Ernährung mit Obst und Gemüse, sprich: Kartoffelgebäck, frittierte Tomaten und gegrillte Banane. Dazu zur Stärkung Fleisch und viele Energieintensive Nahrungsmittel zum Kraftaufbau oder auch nicht.
- Absolutes Radfahrverbot, um das Gefühl für Bremse und Schaltung in den Füßen nicht zu verwirren.
Maschinelle Fitness
Euer Möp sollte schon gut laufen, sonst wird die Runde lang. Wir hatten letztes Jahr einige kleinere technische Probleme und waren dadurch zusätzlich gebremst. Angekommen sind wir auf wundersamer Weise trotzdem. Achtet Euer Möp und hört vor allem auf die Geräusche! Ein braves Möp melden sich akustisch, wenn was falsch läuft. Manchmal, zumindest. Und wenn nicht, gibt es den zuverlässigen Lumpensammler.
Renncharakteristik der Strecke
Beim Rennen gilt das Achterbahnprinzip, d.h. von Oben (Sölden) geht es mit Schwung das Ötztal runter; Mit viel Schwung schafft man es so nach Kühtai, von dort bekommt man wieder den Schwung zum Brenner und so weiter. Den ganzen Tag ein Hoch- und Runter, munter eingenebelt in blauem 2-Takt-Smog. Im Grunde ein Kinderspiel und spritsparend bzw. umweltschonend ist es auch.
Was nehme ich mit?
Ganz wichtig: Ein Möp mit einer Spur, 50ccm und einer gültigen Zulassung. Soweit die Vorgaben. Nahrung ist an der Strecke genug vorhanden, auch die Zuschauer haben meist Mitleid und bewerfen die heldenhaften Fahrer mit Lebensmittel, Kühen, Hendln, tiefgefrorenen 5 kg Säcken Pommes etc.
Da die Rennleitung an diesem Wochenende, wie jedes Jahr, bei Herrn Petrus Regen geordert hat, ist Regenkleidung sinnvoll. Ein schlichter Regenschirm sollte aber reichen, da der Regen meist nur sehr kurz ist.
In manchen Alpengebieten ist das Rennen für die Bevölkerung das Highlight des Jahres und auch der einzige Event, an dem sie Menschen von außerhalb des Tales sehen. Bitte dort sensibel mit den Ureinwohnern umgehen. Den Kindern bitte auf keinen Fall während der Fahrt Süßigkeiten zuwerfen und auch keine Fotos mit den Einwohnern machen. Dies würde ein falschen Bild des Rennens nach außen transportieren.
Zur selben Zeit findet ein unbedeutender Fussballevent in Osteuropa statt. Dieser wird während des Rennwochenendes pausiert, da ein Großteil der Ball-Artisten Motosportfans sind. Die terminliche Abstimmung mit den anderen Sportgroßveranstaltungen hat wie immer gut geklappt, einzig mit dem Fussball gibt es regelmäßig Probleme.
Nahrung und Flüssigkeiten sind bei den Service-Points zur Genüge vorhanden. Ihr braucht im Grunde nur ein laufendes Möp, Gute Laune und natürlich eine gültige Anmeldung!
Wie verhalte ich mich im Falle des Sieges?
Der Sieger wird erst am Abend gekürt, es ist also nicht nötig kurz vor der Zieleinfahrt die Magnumflasche Champagner aus dem Anhänger zu kramen. Einfach glücklich durchs Ziel rollern und das Leben genießen.
Wie verhalte ich mich als Verlierer?
Es gibt beim ÖMM keine Verlierer, nur Sieger!
Ausgeschieden, was nun?
Kraxn und Fahrer werden zurück gewuchtet und endlich darf mit dem Alkoholkonsum begonnen werden. Wer ausscheidet, hat also in dieser Hinsicht einen deutlichen Vorsprung.
Warum diese ganzen Tipps und Tricks?
Verdammt, es geht bald los und ich muss die Zeit bis dahin irgendwie rum bringen. Was soll ich denn sonst machen.
Wir sehen uns in Sölden, bis bald ihr Wahnsinnigen!