Die Ernährung auf dem Mond war durchaus einseitig. Nachdem wir innerhalb der ersten Tage die sehr nahrhafte Astronautennahrung verbraucht hatten, mussten wir Selbstversorger werden. Nebenbei muss gesagt werden, dass während der Euro 2016 kaum Zeit bleibt, großartige agrikulturelle Pioniertaten zu vollbringen, so beschränkten wir uns auf den Anbau von Kartoffeln. Eine Bodenfrucht, die am Mond hervorragend wächst, wohl weil sie im Boden keine Ahnung hat wo sie gerade ist und ihr das auch völlig wurscht ist.
Kochen wie Helden
Die Euro 16 war unser großer Zeitvertreib. Ein Grund, warum wir nicht unserem liebsten Zeitvertreib, dem Kochen in der Redaktionskombüse, fröhnten. Die Verarbeitung der Kartoffeln selbst war einfach. Einmal geerntet, konnten wir sie mit der vorrätigen Wurstschneidemaschine in dünne Scheiben schnippseln und in der Bordfritteuse einfach und rasch zu schmackhaften Kartoffelchips verwandeln. Die Chefredaktion hatte es leider verabsäumt, uns die aktuelle Nährwerttabelle in den Bordcomputer zu spielen, so hatten wir keine Ahnung, wie viele Kalorientierchen wir während eines regulären Fussballspieles in uns rein stopften. Ein Tipp: Es waren deutlich mehr, als es weltweit Profifussballspieler gibt.
Schwer getroffen
Das Resultat nach nur wenigen Wochen: Deutliche Zuwächse des abdominalen Bereiches und ein damit einhergehender Gewichtszuwachs. Unser Zusatzgewicht beeinflusst die Rotation des Erdtrabanten nicht, allerdings wurde der direkte Sichtkontakt zwischen Augen und Kopf wegen des wuchernden Abdomens unmöglich und damit ein problemloses Knüpfen der Schuhbänder erschwert. Auch dies war uns vorerst egal, da wir ohnehin die schmucken Astronautenstiefel anhatten, die ohne Schuhbänder auskommen.
Die Härte traf uns erst bei der Rückkehr auf die Erde. Die hohe Gravitation der Erde drängte uns, gleich den wackeren Helden von Jules Verne, Richtung Erdmittelpunkt. Fast als drängten die Kartoffeln wieder in ihr ursprüngliches Refugium, den Acker, zurück. Auch die Reaktionen, der uns als Helden vom Mond empfangenden Frauenscharen waren verhalten bis abweisend. Nix von den in Filmen immer neidvoll gesehenen Heldenverehrungen. Ich denke dies ist direkt auf unsere massiv gewachsenen Chipsbäuche zurückzuführen.
Eine Mission – Ein Ziel – Unser Gewicht
Langer Schreibe kurzer Sinn: Es ist Zeit die Pfunde purzeln zu lassen oder hübscher ausgedrückt: eine abdominale Regression einzuleiten. Es gibt bereits einen Plan und dieser wartet auf seine Umsetzung. Wir starten heute mit Kerngewicht k=0. Das absolute Gewicht der Testperson scheint uns unangebracht, um einerseits den Lesern ein einfaches Verfolgen des Fortschrittes zu ermöglichen und andererseits den Redakteur nicht allzu sehr unter Druck zu setzen. Es gibt auch kein Ziel. Weder eine Zeit- noch Gewichtsvorgabe. Im Extremfall sind wir kommenden Freitag mit k+5,7 am Ende des Projektes angelangt.
Vorerst starten wir heute Nachmittag zu einem lustigen Redaktionsausflug in die Schweiz, wo wir tonnenweise Käsefondue und Schokolade essen werden. Um mit wachem Blick auf sein Gewicht zu achten, ist ein besserer Start kaum vorstellbar.