Fliegen ist schön. Der Ausblick ist herrlich, man schwebt über den Wolken, kann träumen, wird höflich bedient. Ach, es ist einfach schön. Dass es auch anders gehen kann, bewies mir gestern der Austrianflug von Wien nach Innsbruck. Aus Luxemburg kommend buchte ich schon vor langer Zeit den letzen Flug in die Heimat. Um 20:50 Uhr sollte es losgehen.
Beim Automateneinchecken wird mir schnell klar: viel Platz wird nicht sein, da mir keine Platzauswahl mehr zur Verfügung steht. Gut, mein Boardingticket weist zumindest einen Fensterplatz aus, wow, Glück gehabt.
Im Bus zum Flieger lerne ich meine Mitreisenden kennen: Pendler die zwischen Wien und Innsbruck hin- und herfliegen. Scheinbar mehrfach täglich, wenn ich mir die Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit der Personen hier ansehe. Viel Unterschied ist für diese Passagiere nicht zwischen U-Bahn, Fahrrad, Moped, Kreuzfahrtschiff oder Flieger. In dieser Runde finde wohl nur ich Fliegen aufregend und spannend.
Mein Sitz ist in Reihe 11, also in etwa in der Mitte des Fliegers. Nach der kurzen Überlegung ob ich vorne oder hinten einsteige werde ich zum Schlusslicht der boardenden Kolonne. Auch ok, im Flieger muss man nicht um seinen Platz kämpfen. Die böse Überraschung folgt sogleich.
Mein toller Fensterplatz ist super, einziger Nachteil: Er hat kein Fenster. Dafür sitze ich direkt neben der Turbopropmaschine. Scheinbar bin ich der einzige, der den Start aus dem Fenster beobachten möchte, dies aber nur akustisch mitbekommen wird. Meine Reisekollegen blättern in Zeitungen, bohren Nase, oder schlafen ein. Nur ich verrenke meinen Hals gleichzeitig nach vorne und hinten um wenigstens ein wenig vom Start zu sehen.
Nach dem Aufheulen der Motoren wird mir schlagartig klar, warum dieser Platz noch frei war: Nicht nur, dass man nichts sieht, nein es ist auch definitiv der lauteste Platz im Flieger. Viel hätte ich in diesem Moment gegeben gnädigerweise im Laderaum zu sitzen. Wenn der ganze Flug so laut wäre, hätte sich das Thema iPod wohl für immer erledigt.
Die Leselampen meiner Nachbarn glühen und mein direkter Sitznachbar liest das größte Tageszeitungsformat Österreichs, wenigsten kann ich die rechte Seite problemlos mitlesen, auch wenn mein Interesse an Sterbeanzeigen im Moment recht gering ist. Als einziger Trost bleibt ein kleines Päckchen Soletti und ein Gläschen Cola die mich während dem Flug über Österreich unterhalten.
Die Landung bekomme ich nur am Rande mit. Wieder verrenke ich meinen Hals um vorne und hinten möglichst viel zu sehen und ja: Hallerstraße, Riesenrundgemälde, Hofburg, Marktplatz, Einkaufszentrum West, und schon setzen wir auf.
Jetzt weiß ich wenigsten wie die Pendler der Lüfte leben. Dann schon lieber drei Runden mit der Linie R durch Innsbruck. Nächsten Mal checke ich auf jeden Fall früher ein.